Die Andrologie umfasst als modernes Fachgebiet der Urologie auch das dazu gehörige Wissen aus den Fachgebieten der Gynäkologie, Dermatologie und Psychologie, die die Unfruchtbarkeit des Mannes und Erektionsstörungen (physisch und psychisch) betreffen. Dazu gehört auch die Beurteilung und Optimierung der Alterungsprozesse des Mannes.
Für das Verständnis und die Behebung der Unfruchtbarkeit eines Paares müssen sowohl die weibliche als auch die männliche Seite betrachtet werden. Für den Mann ist hierbei der Urologe/Androloge zuständig. In diesem Zusammenhang steht die Beurteilung des Spermiogrammes, einschließlich der jeweiligen Funktionstests und die Bestimmung des Hormonstatus, der eine Voraussetzung der Spermienentwicklung darstellt, an erster Stelle. Die so gewonnen Ergebnisse lassen zuverlässige Aussagen über die männliche Befruchtungsfähigkeit zu und bilden im weiteren die Grundlage für mögliche Therapieansätze, wie z. B. Hormonsubstitution (mit Vorstufen der männlichen Hormone oder indirekter Hormonanhebung) oder die Therapie einer Varikocele (Vergrößerung der Hodenvenen mit der Folge einer Überwärmung und damit verbundenen Einschränkung der Spermienentwicklung). Diese Untersuchungen sind auch Voraussetzung zur Beurteilung der Prognose einer assistierten Konzeption (künstlichen Befruchtung) durch ICSI (gezieltes Einbringen von einem, unter dem Mikroskop ausgewählten, Spermium in das Ei der Frau unter Laborbedingung), MESA (mikroskopische Entnahme von einzelnen Spermien aus dem Hoden des Mannes zur künstlichen Befruchtung) sowie TESE (offene Entnahme von einzelnen Spermien aus dem Hoden des Mannes zur künstlichen Befruchtung). Nach der Sterilisation eines Mannes (Vasektomie) besteht zur Wiederherstellung der Fruchtbarkeit die Möglichkeit einer operativen Refertilisierung (Vasovasostomie oder Vasoepididymostomie), was unbedingt vor einer assistierten Reproduktion (künstliche Befruchtung) in Betracht gezogen werden sollte, da sie dieser hinsichtlich der Schwangerschaftsraten auf der einen, sowie möglicher Komplikationen auf der anderen Seite deutlich überlegen ist. Bei all diesen Untersuchungen gibt es außerdem zu berücksichtigen, dass unfruchtbare Männer eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Vorstufe des Hodentumors (Carcinoma in situ) aufweisen, ein Risiko, das auf diesem Weg gleichzeitig abgeklärt werden kann.
Seit der Entdeckung des ersten Phosphodiesterase-5-Hemmers (Sildenafil = Viagra) nimmt die erektile Dysfunktion (ED) im urologischen Praxisalltag einen immer größeren Stellenwert ein. Tatsächlich gehen immer mehr Männer, die zeitweise oder dauerhaft, unter Erektionsstörungen leiden, zum Urologen/Andrologen, um die Ursache der Erektionsstörungen zu klären und zu einer befriedigenden Sexualität zurückzufinden. Am Anfang steht zunächst ein vertrauensvolles, intensives Gespräch zwischen Arzt und Patient, in dem alle sexuellen Fragen und Probleme offen zu Sprache kommen können. Grundsätzlich gilt es zu klären, ob die Erektile Dysfunktion (Erektionsstörung) psychisch bedingt ist oder organische (somatische) Ursachen zugrunde liegen, wobei beides zumeist ineinandergreift, da eine wiederholt erlebt Erektionsstörung beim Mann oft negative Erwartungen, "Versagensängste" aufbaut. Dem Gespräch folgt als zweitem Schritt der Diagnostik in aller Regel eine Blutabnahme zur Bestimmung des Hormonstatus (Testosteron, Vorstufen des Testosterons, Stresshormone), der Aufschluss über die Voraussetzungen der Erektionsfähigkeit gibt. Hieran schließt sich in den meisten Fällen eine Farbduplexsonographie mit SKID Injektion (Schwellkörperinjektionsdiagnostik) an, wobei mittels eines Medikamentes kurzfristig eine künstliche Erektion ausgelöst wird, um im Ultraschall die arteriellen Gefäße des Penis zu beurteilen. Schließlich muss noch ausgeschlossen werden, dass die vorliegende Erektionsstörung ein Symptom und somit der Hinweis auf eine allgemeine Gefäßerkrankung, vor allem einer koronare Herzkrankheit (KHK), sein könnte. Am Ende der Diagnostik stehen grundsätzlich vier mögliche Befunde bzw. eine Korrelation aus Ihnen: Störungen des Hormonhaushaltes, fehlender arterieller Einstrom im Penis, zu hoher venöser Abfluss im Penis oder Partnerschaftsprobleme. In einem ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient wird der jeweils einzuschlagende Therapieweg erörtert. Dieses können zum Beispiel sein: Medikamentöse Behandlung (Viagra, Levitra, Cialis), Erektionshilfesysteme (Penisring, Vakuumpumpe), SKAT (Schwellkörperautoinjektionstherapie), operative Lösungen (Schwellköperimplantate) oder, interdisziplinär, partnerschaftliche Sexualtherapie. Durch die heute zur Verfügung stehenden Therapieoptionen ist es möglich, für jeden Patient mit Erektionsstörungen einen individuell angepassten Behandlungsweg zu erstellen, um die Erektion als maßgeblichen Anteil eines befriedigenden Sexuallebens wiederherzustellen.
"Jung sein ist Glück und vergeht wie Dunst, Jung bleiben ist mehr und ist eine Kunst." Friedrich Theodor Vischer (1807-1887) Mit dieser Kunst des Jungbleibens, d.h. des Älterwerdens unter Beibehaltung einer hohen Lebensqualität, beschäftigt sich die Andrologie. Hohe Lebensqualität im Alter ist vor allem eine Frage der Ausgewogenheit, der Harmonie zwischen körperlicher Gesundheit und geistiger Beweglichkeit. Die Weichen hierfür werden medizinisch gesehen früh, bereits ab dem 40. Lebensjahr mit Beginn der Testosteronabnahme beim Mann, gestellt. Ein ganz entscheidender Faktor innerhalb dieser Prozesse ist das Körpergewicht. Dabei sind die Gründe für männliches Übergwicht vielfältig: zu viel Stress, Bewegungsmangel, Fehlernährung und fehlende Motivation zum Abnehmen. Männern ist oft nicht bewusst, wie stark Übergewicht sich auf Ihre Gesundheit auswirkt: hyperkalorische Fehlernährung und mangelnde körperliche Aktivität führen langfristig zu bauchbetontem Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Insulinresistenz. Eine weitere zentrale Rolle spielt das Testosteron, das wiederum mit dem Gewicht in Wechselwirkung steht: Testosteron steuert die Abnahme des viszeralen Fettes (Bauch und Hüfte), so dass ein Testosteronmangel zur Zunahme dieses Fettes sowie zum Anstieg des Body-Mass-Index (BMI) führt. Bei Penis, Prostata und Hoden führt ein Testosteronmangel zur Verkleinerung dieser Organe, was Erektionsstörungen (ED) und Unfruchtbarkeit (Infertilität) hervorruft. Zudem bewirkt Testosteron über die Umwandlung zu Östrogen am Knochen zu Wachstum und verstärkter Mineralisation, sodass ein Testosteronmangel einen Knochenschwund (Osteoporose) bedingt, mit dem klinischen Effekt von Knochenschmerzen und erhöhter Frakturgefährdung. Muskelabbau und die damit verbundene Schwäche sind weitere Folgen. Darüber hinaus führt Testosteronmangel durch die fehlende Stimulation der Blutbildung (Erythropoese) am Knochenmark zur Anämie (Blutarmut), was Müdigkeit und allgemeine Abgeschlagenheit nach sich zieht. Vor allem beeinflusst Testosteron auch die intellektuelle, vor allem die kongnitive Leistung, was im Falle von Hypogonadismus (Hormonmangel) eine Abnahme des Raumgedächnisses und Minderung der Merkfähigkeit zur Folge hat. Testosteron gibt dem männlichen Körper auf zahlreichen Ebenen Impulse und steuert grundlegende Prozesse, so dass ein Mangel – der mit zunehmendem Alter auftritt - gravierende Folgen hat. Da hormonelle Abläufe hochkomplizierte, ineinandergreifende Gefüge sind, bedarf es einer umfangreichen Diagnostik verbunden mit dem Ausschluss anderer Funktionsstörungen (z.B. hormoneller Veränderungen wie DHEA, oder Störungen des Wachstumshormons, des Thyroxins oder des Melatoninhaushaltes), bevor Testosteronmangel als Diagnose überhaupt gestellt und behandelt werden kann. Hier gilt es individuell und sorgfältig, den körperlichen Status des Mannes umfassend zu bestimmen und unter Berücksichtigung seiner Lebensumstände sowie seiner jeweiligen Lebensplanung eine Therapie zu erstellen, die älter werden und jung bleiben sinnvoll miteinander verbinden.
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