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Botulinumtoxininjektion
Nur jeder vierte Patient mit überaktiver Blase, der einen Arzt aufsucht, wird auch adäquat behandelt. Der Begriff überaktive Blase oder OAB (overactive bladder) umfasst sowohl die Symptome imperativer Harndrang mit oder ohne unwillkürlichen Urinverlust als auch deutlich erhöhter Häufigkeit am Tag (Pollakisurie) und in der Nacht (Nykturie) zur Toilette zu gehen.
Ziel der Therapie ist eine möglichst druckfreie Blasenfüllung mit restharnfreier Blasenentleerung. Für eine Blasenfüllung bei möglichst hoher Blasenkapazität, normaler Dehnbarkeit (Compliance) und möglichst niedrigem Blaseninnendruck stehen eine Reihe von anticholinergen Medikamenten zur Verfügung. Häufig reichen diese Substanzen bei neurogen bedingter Detrusorhyperaktivität jedoch nicht aus, um eine druckfreie und vor allem auch kontinente Harnspeicherung zu gewährleisten. Ober aber sie führen (vor allem bei den neurogen bedingten Blasenüberaktivitäten) zu einer Reihe von Nebenwirkungen, da sie (um überhaupt einen Effekt zu erzielen) hoch dosiert werden müssen.
Dies kann man mit einer Injektion in die Blase mit Botolinumtoxin umgehen, da die lokale Therapie die obengenannten Nebenwirkungen vermeidet und am Ort des Geschehens, hier den Blasenmuskel, direkt wirksam wird. Dabei wird das Medikament zystoskopisch (über eine Blasenspiegelung) mit einer Spezialnadel an ca. 20 Injektionsorten in den Blasenmuskel eingespritzt. Mit dem Neurotoxin kann beispielsweise eine spastische Blase oder eine überaktive Blase (OAB) gelähmt werden (medikamenteninduzierte Denervation), da dieses die Erregungsüberleitung an der Blasenmuskelzelle im Mittel für neun Monate hemmt.
Nachteile sind derzeit die stationäre Aufnahme (ca. 3 Tage) und Injektion unter Narkose (Spinal- oder Vollnarkose) und die zeitlich begrenzte Wirkung (im Mittel 9 Monate), was auch als positiv gewertet werden kann, wenn die Wirkung auf den Blasenmuskel zu stark sein sollte und die Blasenentleerung erschwert wird. Es ist damit ein reversibles Verfahren. Hinzuzufügen ist auch, dass Botolinumtoxin derzeit für die Injektion in den Blasenmuskel keine Zulassung hat und damit nur unter den Kriterien als sogenannter ‚off label use’ gegeben werden darf.
Voraussetzung sind eine zystoskopische und urodynamische Abklärung, was in unserer Praxis nach Voranmeldung durchgeführt werden kann.