Urologische Praxis
Diagnostik und Therapie des Blasenkarzinoms
Im September 2021 haben wir die neueste Technologie der Endoskopie erhalten, ein flexibles Video-Cystoskop HD-View mit positiver Abwinklung, Absaugkanal und integrierter Lichtquelle mit der Telecam C3 Kamerakontrolleinheit mit 2 Kameraeingängen für Ein-Chip-Kameraköpfen bis zu FULL-HD mit digitalem Bildprozessormodul und USB Speicheroption.
Schmerzlose Blasenspiegelung
Digitales flexibles Video-Cystourethroskop STORZ
Die Blasenspiegelung (Cysturethroskopie) bietet dem Urologen die Möglichkeit, krebstypische Veränderungen der Schleimhaut in der Harnröhre und der Harnblase direkt mit dem bloßen Auge (Makroskopie) festzustellen. Beim Mann kann zudem auch die Schließmuskelfunktion und die Einengung der Harnröhre durch die Prostata beurteilt werden. Weitere Befunde der Blasenspiegelung sind zum Beispiel Blasensteine, Blasenwandaussackungen (Divertikel) und veränderte Harnleiteröffnungen (Ostien).
Die Blasenspiegelung kann mit einem starren dickeren oder einem flexiblen, dünnen und steuerbaren Instrument durchgeführt werden. Früher bestand der Vorteil der starren und vom Durchmesser größeren Instrumente darin, dass der Untersucher ein schärferes und weiter umfassendes Bild der Blase sah.
Mit der zunehmenden Entwicklung der digitalen Bildverarbeitung kann aber nun auch das wesentlich dünnere und durch den Untersucher steuerbare flexible Instrument eine herausragende Bildqualität liefern. Bisher erfolgte diese flexible Bildübertragung per Glasfaser, die modernsten Video-Cysturethroskope bedienen sich aber jetzt der „chip-on-the-tip“-Technologie – wie unsere neueste Errungenschaft in der Praxis. Hoher Patientenkomfort entsteht durch den noch dünneren Außendurchmesser und eine neuartige glatte Oberflächenbeschichtung, welche eine sanftere Einführung in Harnröhre und Blase ermöglicht. Durch die Übertragung des Bildes auf einen großen HD-Bildmonitor kann der Arzt dem untersuchten Patienten den Blasenbefund direkt aufzeigen und erklären.
Urinkultur innerhalb von 12 h
Labordiagnostik-Computer VITEK2
Zur gezielten antibiotischen Therapie einer Infektion der Urogenitalorgane benötigt der Urologe Informationen über die Bakterienart und deren Antibiotika-Resistenz. In einer Resistenzbestimmung („Antibiogramm“) wird der im Urin, in den Abstrichen oder im Sperma nachgewiesene Bakterienstamm mit den verschiedensten Antibiotika konfrontiert und je nach Reaktion als S=sensibel, I=intermediär oder R=resistent eingestuft. Die als sensibel bezeichneten Antibiotika stehen dann für eine wirksame Behandlung zur Verfügung.
Die Bestimmung der Bakterienart sowie die anschließende Resistenztestung nehmen in der herkömmlichen Verfahrensweise im Praxislabor oft 3 Werktage in Anspruch, insbesondere dann, wenn eine Identifizierung schwierig ist oder die Resistenztestung erweitert werden muß. Mit VITEK2 ermöglicht der Hersteller Biomérieux dagegen eine Identifikation der Bakterienspezies in nur 12 Stunden, eine sehr hohe Zahl an Testmöglichkeiten von Antibiotika und sichert durch eine ständig aktualisierte Datenbank ab, dass auch neue Resistenzentwicklungen in die Diagnostik einbezogen werden.
NMP 22 ein neuer Proteomics Tumormarker für die Diagnose des Blasenkrebs
Blasenkrebs – ‚the quiet cancer’ – kann 10 bis 20 Jahre ohne Symptome und Beschwerden gleichsam ‚lautlos’ vorhanden sein und plötzlich ausbrechen. Eine spezifische Vorsorgeuntersuchung und Früherkennung sind für die rechtzeitige Behandlung und das Überleben von entscheidender Bedeutung. Sichtbares Blut (Makrohämaturie) im Urin ist das häufigste Primärsyndrom eines Blasentumors. Jede schmerzlose Hämaturie, auch wenn sie nur ein einziges Mal auftritt, ist ein ausgeprägtes Indiz für einen Tumor. Gefährdete Gruppen sind Raucher, Arbeiter in chemischen Betrieben und Patienten mit lang andauernder Schmerzmittelmedikation. Die krebsauslösenden Stoffe können über die Haut oder mit der Atemluft aufgenommen und über den Urin wieder ausgeschieden werden. Chronische Entzündungen der Blase und Harnabflusstörungen begünstigen ebenfalls die Entstehung von Blasentumoren. Für die frühzeitige Selektion von Patienten mit möglichem Blasenkarzinom steht jetzt auch ein einfach durchzuführender, nicht-invasiver, sensitiver Urintest zur Verfügung, den wir in der Diagnostik jederzeit einsetzen können. Mit dem NMP 22 Test kann das bei Krebsleiden der Harnblase in dem Urin freigesetzte nukleäre Matrixprotein 22 in einer Urinprobe gemessen werden. Damit sind mit dem NMP 22 Test bereits in sehr frühem Stadium Karzinome nachweisbar. Blasenkrebs kann mit diesem Urintest in bis zu 80% der Fälle erkannt werden. Die Spezifität liegt bei über 90%. Trotzdem muss zur endgültigen Diagnosesicherung und zur Entscheidung des weiteren Vorgehens eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) erfolgen.
HEXVIX Fluoreszenz-Zystoskopie in Kombination mit der transurethralen Resektion (Video-TURB)
Entwickelt zur besseren Detektion von Blasenkrebs, insbesondere schlecht sichtbarer Vorstufen (Carcinoma in situ), kann die HEXVIX Zystoskopie Läsionen nachweisen, die mit der Standard-Weißlicht-Zystoskopie allein unter Umständen nicht gesehen werden. Nach der Instillation wird HEXVIX in ein photoaktives Porphyrin umgewandelt, welches sich selektiv in rasch vermehrenden Zellen (z.B. Tumoren) anreichert. Unter Blaulicht fluoreszieren diese Zellen rot. Dieses Phänomen lässt Tumorveränderungen in der Blase aufleuchten und gezielter entfernen als bei der herkömlichen Weißlicht Resektion. Dank der damit besseren Erkennung und Behandlung von Blasentumoren kann eine erneute TURB (transurethralen Resektion der Blase) seltener nötig sein oder sich gänzlich erübrigen. Bei den bisherigen Studien konnten, verglichen mit der normalen Weißlichtzytoskopie 30% mehr Patienten mit Blasenkarzinom entdeckt werden und 67% mehr Patienten mit Carcinom in situ Läsionen. Wir wenden im Rotkreuzklinikum diese Technik seit Anfang 2007 an.