LDR Brachytherapie: Schonend – Ambulant – Effektiv

In den USA hat sich neben der Radikaloperation der Prostata in den letzten 15 Jahren zunehmend die Brachytherapie mit einem Anstieg von 5.000 auf fast 80.000 jährlichen Behandlungen als Therapieverfahren etabliert.

Für den Patienten begründet sich die Attraktivität der Methode im minimal-invasiven Charakter, der Möglichkeit einer ambulanten Behandlung, der geringen Komplikationsrate und damit einer weitaus höheren Potenzrate und dem Erhalt der Kontinenz.

Seit 2003 führen wir die Brachytherapie des Prostatakarzinom erfolgreich durch und sind die einzige Institution in Bayern die seitdem die Genehmigung zur ambulanten Brachytherapie hat.

Die Brachytherapie ist bei einem nicht metastasiertem Prostatakarzinom im Anfangsstadium indiziert. Das Verfahren beruht auf dem Einbringen von Strahlungsquellen direkt in die Prostata. Dabei werden, in einer oberflächlichen Vollnarkose (Larynxmaske), unter kontinuierlicher Ultraschall- und Röntgenkontrolle Punktionsnadeln vom Damm her durch die Haut ins tumorbefallene Prostatagewebe eingeführt. Über diese Nadeln erfolgt die präzise Positionierung der „strands“ (Ketten von „seeds“ [Jod 125 Titaniumstifte]), die eine Halbwertszeit von 60 Tagen haben, d.h. nach 6 Monaten haben die „strands“ fast keine Strahlung mehr.

Die Anzahl und Dosierung der Strahlungseinheiten („seeds“) und exakte Platzierung werden interoperativ in einer Computersimulation (PSID Programm mit Echtzeit-Frame-Grabner) genau berechnet, um unter Schonung des umgebenden Gewebes (Urethra und Rektum) die jeweils optimale Strahlendosisverteilung im Tumorbereich zu erzielen.

Nach Platzierung einer „seeds“-Kette (strand) wird die Nadel entfernt, so dass die „strands“ (Seedketten) exakt positioniert verbleiben.

Vier Wochen nach dem Eingriff wird eine Kontrolle der Seedslage und Dosisverteilungsnachberechnung anhand von CT oder Kernspintomographie und transrektalem Ultraschall durchgeführt.

Nach dem Abklingen der Narkose können sich für den Patienten folgende Nebenwirkungen ergeben: durch die Schwellung des Gewebes kann eine vorübergehende Blasenentleerungsstörung auftreten, die für die Dauer der Therapie (ca. 6 Monate) medikamentös oder, selten, mit Hilfe eines Blasenkatheters behandelt werden muss. Außerdem sollte der Patient in den ersten Wochen nach der Brachytherapie aufgrund einer geringen Strahlungsabgabe einen länger andauernden, nahen Kontakt zu Kindern oder Schwangeren vermeiden.

Langfristig erfolgt eine Tumornachsorge des Prostatakarzinoms mittels PSA Kontrolle und transrektalem Utraschall. Die Seeds verbleiben nach Strahlungsabgabe als Titanstifte im Gewebe. Die Heilungsrate mittels Brachytherapie liegt auf 9 Jahre Verlaufsbeobachtung bei ca. 80%, vergleichbar der radikalen Prostatektomie, mit nur geringer Einschränkung der Lebensqualität.

Die komplexe Interaktion von chirurgischem Verfahren und Anwendung von Strahlenquellen bedarf einer interdisziplinären Zusammenarbeit von Urologe, Strahlentherapeut, Medizinphysiker und Anästhesist.